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Schwangerschaftsverlauf und kindliche Entwicklung
Mit jeder Schwangerschaftswoche entwickelt sich das Kleine weiter, und der Körper der Mutter passt sich an das kindliche Wachstum an. Die vielen körperlichen Veränderungen sind mit typischen Beschwerden verbunden, Komplikationen sind aber selten.
1. bis 12. Woche: Das Kind nimmt Gestalt an
Noch ist der Embryo millimeterklein, sein Herz beginnt jedoch schon in der sechsten Woche zu schlagen. Manchmal ist es bei der ersten Ultraschalluntersuchung auf dem Bildschirm als kleiner pulsierender Punkt zu sehen.
Auch die anderen Organe beginnen sich zu entwickeln und zum Teil bereits zu funktionieren. Bis zum Ende des dritten Monats bilden sich die Arme und Beine so gut aus, dass die Finger und Zehen genau zu erkennen sind. Der Embryo wird seit der zehnten Schwangerschaftswoche Fötus genannt. Am Ende der zwölften Woche ist er von Kopf bis Zeh etwa sieben Zentimeter groß.
13. bis 24. Woche: Der Fötus bewegt sich und reagiert
Die Haut des Fötus ist fast fertig entwickelt und wird von einer fettreichen Schicht (Käseschmiere) geschützt. Zusätzlich wächst ihm bald ein farbloser Haarflaum (Lanugo). In dieser Zeit lässt sich meist auch schon erkennen, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird: Die äußeren Geschlechtsorgane entstehen.
Die Knochen des Ungeborenen werden stabiler und es bewegt sich viel. Es kann schon die winzigen Arme und Beine strecken und beugen, seine Hände suchen den Mund.
Ab der 20. Woche trägt das Gesicht schon deutlich menschliche Züge. Bald kann das Kleine auf hell und dunkel reagieren. Legt sich die Mutter beispielsweise in die Sonne, versucht es, seine Augen mit den Händen abzudecken, oder es wendet sich ab. Der Fötus kann jetzt auch erste Geräusche wahrnehmen, wie das Gluckern der mütterlichen Verdauungsorgane.
Am Ende des sechsten Monats wiegt das Kind rund 800 Gramm und ist etwa 30 Zentimeter groß. Ein Schlaf-Wach-Rhythmus stellt sich ein, manchmal schläft das Kind mehrere Stunden am Stück.
25. bis 40. Woche: Endspurt bis zur Reife
Bis zur Geburt wächst das Kind bis zu zwei Zentimeter pro Woche und legt alle sieben Tage rund 200 Gramm an Gewicht zu. Das Gehirn und die Organe reifen aus, ganz zuletzt die Lunge. Weil es im Mutterleib keine Luft bekommt, „atmet“ das Kind Fruchtwasser ein und aus. Dies führt zu regelmäßigem Schluckauf, den die Mutter als Zucken im Bauch spüren kann. Bewegungen der Arme und Beine können als kleine Beulen am Bauch der Mutter sichtbar werden.
Der Fötus kann auch Berührungen empfinden. Auf Druck von außen reagiert er manchmal mit Gegenwehr. Legt man die warmen Hände auf den Bauch der Mutter und bewegt sie langsam weiter, kann es sein, dass das Kind der Wärme der Hände folgt.
Während der letzten vier Wochen der Schwangerschaft glätten sich Haut und Gesichtszüge des Kindes, die Lanugo-Behaarung verliert sich und die Fingernägel wachsen. 96 von 100 Ungeborenen nehmen nun die endgültige Geburtsposition mit dem Kopf nach unten ein.
Kurz vor der Geburt wiegt das Kind in der Regel zwischen 2800 und 4000 Gramm und ist 48 bis 54 Zentimeter groß.
Höchstleistung des weiblichen Körpers
Eine Schwangerschaft stellt ganz besondere Anforderungen an den Körper einer Frau. Vom Tag der Befruchtung an produziert er eine Flut von Hormonen, um die Schwangerschaft aufrechterhalten und sich allen Veränderungen anpassen zu können. Doch nicht nur die Hormonproduktion läuft während einer Schwangerschaft auf Hochtouren – auch der Stoffwechsel der Frau beschleunigt sich, und es wird bis zu 40 % mehr Blut gebildet. Die Brust und die Gebärmutter wachsen, das Körpergewebe speichert insgesamt mehr Wasser und Fett als sonst. Zur Vorbereitung auf die Geburt werden die Sehnen, Bänder und Muskeln vor allem im Beckenbereich weicher und dehnbarer. Das Fettgewebe dient in erster Linie als Kraftreserve für die Zeit nach der Geburt.
Für alle diese Veränderungen braucht der Körper mehr Energie und Nährstoffe als sonst. Eine normalgewichtige Frau nimmt während der Schwangerschaft zwischen 10 und 15 Kilogramm zu.
Typische Schwangerschaftsbeschwerden
Im Verlauf der Schwangerschaft stellt sich der Körper der Frau immer besser auf die vielen Veränderungen und Umstellungen ein. Trotzdem können sie mit mehr oder weniger starken körperlichen Beschwerden und auch Stimmungsschwankungen verbunden sein.
Viele Frauen haben besonders im ersten Drittel der Schwangerschaft mit Übelkeit, Schwindel, Spannungsgefühlen in den Brüsten und Müdigkeit zu kämpfen. Vorübergehend kann es zu einem hormonell bedingten Haarausfall kommen.
Später drückt die wachsende Gebärmutter auf die Blase. Dadurch erhöht sich der Harndrang und mitunter kommt es zu unfreiwilligem Harnabgang, zum Beispiel beim Lachen oder Niesen. Das Gewicht des Kindes drückt auch auf den Magen, viele Frauen haben deshalb Sodbrennen. Weil die Darmmuskulatur weniger Spannung hat, sind Verstopfung und Blähungen häufiger.
Die erhöhte Menge an Blutflüssigkeit führt bei nicht wenigen Frauen zu Wassereinlagerungen (Ödemen) vor allem in den Beinen. Auch Venenprobleme, Besenreiser und Krampfadern können auftreten.
Gegen Ende der Schwangerschaft macht vielen Frauen der große Bauch und das gestiegene Gesamtgewicht zu schaffen. Die Belastung des Rückens, des Beckenbodens sowie der Beine und Gelenke ist enorm.
Mögliche Komplikationen
Die meisten Schwangerschaften verlaufen unkompliziert. Manchmal treten Infektionen der Vagina (Scheide) oder der Harnwege auf, selten ein Schwangerschaftsdiabetes.
Zu den häufigsten Komplikationen einer Schwangerschaft zählen vorzeitige Wehen. Dies kann sehr verschiedene Ursachen haben wie körperlicher und seelischer Stress, Vaginalinfektionen (Scheideninfektionen) oder Funktionsstörungen des Mutterkuchens (Plazenta-Insuffizienz). Auch eine Gebärmutterhals- oder Muttermundschwäche (Zervix-Insuffizienz) kann vorzeitige Wehen auslösen. Mit einer rechtzeitigen Behandlung lässt sich eine Frühgeburt aber in den meisten Fällen abwenden.
Zu den gefährlichsten Komplikationen vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft zählt die so genannte Präeklampsie. Die Ursache dieser Erkrankung, die nur in der Schwangerschaft auftritt, ist unbekannt. Typische Symptome sind Wassereinlagerungen (Ödeme), Eiweiß im Urin und Bluthochdruck. Außerdem können Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Eine Präeklampsie muss behandelt werden, weil sie für Mutter und Kind gefährlich werden kann. Wenn die Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrgenommen werden, kann die Ärztin oder der Arzt erste Anzeichen rechtzeitig erkennen und behandeln.
Manche Ungeborenen werden gerade dann besonders aktiv, wenn sich die Schwangere schlafen gelegt hat. Das kann ganz schön nervig werden, wenn man eigentlich schlafen möchte. Sei deinem Kind nicht böse, wenn es die späten Abendstunden noch zum Rumturnen nutzt. Leg deine Hände auf den Bauch und sprich ihm beruhigend zu. Es kann dich schon hören und nimmt deine Stimme und Stimmung wahr. Vielleicht wird es von deiner Ruhe angesteckt und lässt dich einschlafen.
Geschwollene Füße und Hände gehören zu den normalen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Diese Schwellungen werden durch Wassereinlagerungen verursacht. Besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel klagen viele Frauen darüber. Viel Bewegung und Sportarten wie Schwimmen oder Walken helfen, die Durchblutung zu fördern, und beugen geschwollenen Füßen und Händen vor. Gegen geschwollene Füße hilft es auch, wenn du deine Beine immer wieder hochlegst und langes Stehen oder Sitzen vermeidest.
Nasenbluten und auch Zahnfleischbluten gehören zu den häufigen, aber ganz normalen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Meist hört beides auf, wenn dein Kind auf der Welt ist.
Alle Schleimhäute sind in der Schwangerschaft besonders gut durchblutet, auch die Nasenschleimhäute. Eine trockene Nase und starkes Schnäuzen verstärken jetzt die Gefahr, dass kleine Äderchen in der Nasenschleimhaut platzen und bluten. Viel trinken oder auch eine Nasensalbe können helfen, die Nasenschleimhäute feucht zu halten.
Auch das Zahnfleisch ist in der Schwangerschaft besonders empfindlich. Wenn es beim Zähneputzen leicht blutet, benutze eine weiche Zahnbürste und putze dir behutsam die Zähne. Vergiss nicht, auch in der Schwangerschaft zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt zu gehen, besonders wenn du viele Probleme mit deinen Zähnen hast.
Viele Frauen haben in der Schwangerschaft Appetit auf ganz bestimmte Speisen, die sie vielleicht vorher nicht gemocht haben, oder auf ungewöhnliche Lebensmittelkombinationen. Das liegt zum Teil an der hormonellen Umstellung. Grundsätzlich zeigen deine persönlichen Essensgelüste in der Schwangerschaft recht gut an, was dein Körper gerade braucht. Auch der Blutzuckerspiegel schwankt. Dadurch kann es zu richtigen Heißhungerattacken kommen, bei denen man mal eben eine ganze Tafel Schokolade verdrücken könnte. Damit das nicht so oft passiert, iss lieber öfter zwischendurch etwas Obst, Joghurt oder Müsli. Das ist gesünder und schlägt sich nicht so sehr auf das sowieso zunehmende Körpergewicht nieder. Übrigens verändert sich auch der Geruchssinn in der Schwangerschaft. Manche Frauen können bestimmte Gerüche plötzlich nicht mehr ausstehen oder ekeln sich sogar davor.
Leider ja. Häufiger Harndrang ist eine typische Begleiterscheinung in der Schwangerschaft. Die Nieren, die den Harn produzieren, laufen auf Hochtouren und die größer werdende Gebärmutter drückt auf die Blase. Trotzdem ist es wichtig, dass du in der Schwangerschaft ausreichend trinkst. Nach dem dritten Monat lässt der Harndrang häufig nach, weil sich die Gebärmutter in die Bauchhöhle ausdehnt. Oft kehrt er aber in den Wochen vor der Geburt zurück, wenn sich das Kind gedreht hat und der Kopf des Babys auf die Blase drückt.
Ja, denn schon in der Schwangerschaft bereitet sich der Körper auf die Stillzeit vor. Deine Brüste werden größer, die Brustwarzen dunkler und die Venen treten deutlicher hervor. Das Drüsengewebe der Brüste entwickelt sich, damit es später Milch bilden kann. In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft produziert der Körper das Milchbildungshormon Prolaktin. Dadurch kann es passieren, dass hin und wieder ein paar Tropfen Milch aus den Brüsten austreten.
Ja. Das geht sehr vielen Schwangeren so, besonders in den ersten zwölf Wochen und am Morgen. Danach wird es meistens besser.
Wenn du häufig erbrechen musst, kann es sein, dass du sehr viel Flüssigkeit verlierst und dein Stoffwechsel durcheinander gerät. Versuche deshalb, trotz Übelkeit genügend zu trinken – am besten geht das mit Wasser, Tees oder Getränken ohne Kohlensäure, die du in kleinen Schlucken zu dir nimmst.
Um die Übelkeit zu lindern, iss lieber öfter kleine Portionen als wenige große Mahlzeiten. Versuche bei Morgenübelkeit, bereits vor dem Aufstehen etwas Zwieback oder trockene Kekse zu essen. Pfefferminztee oder ein Ingweraufguss können gegen Übelkeit helfen. Aber auch Akupunktur, homöopathische Mittel oder Medikamente werden gegen Übelkeit eingesetzt.