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Es kann aus jedem etwas werden
Andrea war 14 Jahre alt, als sie zum ersten Mal schwanger wurde. 25 Jahre später berichtet sie, wie es ihr damals ergangen ist. Mit ihrer Geschichte möchte sie Mut machen und zeigen, dass man trotz sehr ungünstiger Startbedingungen „etwas werden“ kann.
Als ich schwanger wurde, besuchte ich die zehnte Klasse einer Hauptschule. Meine Eltern waren geschieden, ich lebte mit meiner Schwester bei unserem Vater, zu unserer Mutter hatten wir keinen Kontakt.
Ich war eine sehr gute Schülerin, aber eher unauffällig und angepasst. In diesem Sommer verliebte ich mich in einen Jungen aus unserem Wohnviertel. Er war ein Südländer und gefiel allen Mädchen, umgarnte aber mich. Ich war mehr als geschmeichelt, dass sich so ein Mädchenschwarm für mich interessierte. Bald waren wir zusammen, und aus ein bisschen Fummeln und Knutschen entwickelte sich Sex.
Heimliche Schwangerschaft
Dann wurde ich schwanger – mit 14 Jahren! Ich wusste es sofort, als meine Regel ausblieb. Ich habe es aber einfach ignoriert und gewartet – bis zum nächsten Monat und zum übernächsten... als ich im dritten Monat schwanger war, kam eine Frau von der Beratungsstelle pro familia zum Aufklärungsunterricht in die Schule. Nach Schulschluss bin ich gleich zu der Beratungsstelle gefahren, habe meinen Verdacht „gebeichtet“ und einen Test gemacht, der dann meine Schwangerschaft bestätigte.
Für einen Abbruch hätte ich die Zustimmung meines Vaters gebraucht, schließlich war ich minderjährig. Weil ich schon in der elften Woche schwanger war, hatte ich nur eine Woche Zeit, um es meinem Vater zu sagen. Ich hatte aber so große Angst vor seiner Reaktion, dass ich einfach die Zeit verstreichen ließ und weiter so tat, als wäre nichts. Außerdem: Trotz aller Ängste haben mein Freund und ich uns kindlich-naiv auf unser Baby gefreut.
Ich ging also zur Schule, machte auch beim Sport mit und konnte meinen wachsenden Bauch erfolgreich unter dicken Pullovern verstecken. Ich habe mich total verstellt und ständig Angst gehabt, dass jemand etwas merken könnte. Erst als ich schon im achten Monat schwanger war, ging ich wieder zu der Beratungsstelle, weil ich nicht mehr ein und aus wusste. Da ich nun kurz vor der Geburt stand, musste die Wahrheit ans Licht. Den Tag, an dem mein Vater und meine Schule informiert wurden, vergesse ich bis heute nicht! Es hatte ja keiner auch nur eine Ahnung. Die Lehrer waren schockiert, meine Mitschüler fassungslos und mein Vater reagierte entsetzt, wütend und enttäuscht. Für ihn war es ein Desaster, zumal er schon mit sich und als alleinerziehender Vater überfordert war und zu der Zeit auch viel trank.
Geburt zum Schulabschluss
Die Situation zu Hause spitzte sich sehr zu. Es wurde von Adoption gesprochen und davon, dass es doch besser wäre, „wenn das Kind nicht lebend zur Welt kommt". Ich war kurz in einem Mutter-Kind-Heim, dann konnte meine Oma meinen Vater beruhigen und ich zog wieder zurück ins heimische Kinderzimmer.
Als meine Schulklasse auf Abschlussfahrt war, habe ich meine Tochter zur Welt gebracht. An einem Sonntagmorgen bin ich mit dem Bus ins Krankenhaus gefahren, und nachmittags war sie da. Damals war ich die jüngste Mutter in unserer Stadt, und im Krankenhaus waren wirklich alle total nett zu mir.
Nach zwei Wochen bin ich dann schon wieder in die Schule gegangen – und wurde offen begafft, auch von Lehrern. In dieser Zeit wohnte meine Oma bei uns und passte auf meine Tochter auf.
Ausbildung und eigene Wohnung
Da ich Klassenbeste war, wollte ich nach der zehnten Klasse eigentlich die Handelsschule besuchen. Aber dann hätte ich mein Kind weggeben müssen – und das konnte ich nicht. So bin ich ein Jahr zu Hause geblieben, habe mein Kind versorgt und den väterlichen Haushalt gemacht. Dabei gab es ständig Zoff.
Auch mit meinem Freund wurde es schwierig. Während ich mit dem Baby beschäftigt war, lebte er weiterhin das Leben eines 16jährigen mit seinen Kumpels. Unsere Teenagerliebe ging zu Ende, denn ich war schlagartig erwachsen geworden, während sich für ihn nicht viel änderte.
Mit 16 Jahren habe ich schließlich einen Ausbildungsplatz bei einer Behörde bekommen. Vorher hatte ich wegen des Kindes etliche Absagen erhalten, obwohl ich bei Einstellungstests überdurchschnittlich gut abgeschnitten hatte! Während meiner Arbeitszeit passten die Mutter einer Schulfreundin und meine Schwester auf meine Tochter auf.
Mit achtzehn Jahren bin ich dann mit meiner Kleinen in eine eigene Wohnung gezogen. Ich war stolz und erleichtert! Das Geld war zwar immer sehr knapp, aber es ging irgendwie. Wohnungssuche, Jugendamt, Unterhaltsregelungen, Kinderarztbesuche – all das waren für mich als Teenager echte Herausforderungen. Aber es war ja immer für meine Tochter und mich, und ich bin daran gewachsen.
Ich habe mir Respekt verschafft
Als meine Kleine in den Kindergarten und später in die Grundschule kam, wurde ich von den Erzieherinnen als Mutter nicht für voll genommen. Überall musste ich mir erst Respekt verschaffen. In der weiterführenden Schule war es schon amüsant, als so junge Mutter zum Elternsprechtag zu erscheinen. In ihrer Pubertät fand meine Tochter das allerdings nicht so witzig.
Heute ist sie fast 24 Jahre alt und lebt bereits ihr eigenes Leben. Sie hat Abitur gemacht, befindet sich in einer Ausbildung und wohnt schon seit vier Jahren nicht mehr bei mir zu Hause. Wir haben aber ein gutes Verhältnis und gehen tatsächlich auch zusammen aus!
Ich selbst arbeite immer noch bei der Behörde, in der ich gelernt habe. Ich habe noch zwei weitere Töchter im Teenageralter. Mit dem Vater meiner ersten Tochter habe ich keinen Kontakt mehr. Sie selbst hat ihn kennen gelernt, als sie achtzehn Jahre alt war.
Ja. Viele Hebammen, Frauenärztinnen und -ärzte begrüßen das sogar. Als werdender Vater überlegst du am besten vorher, welche Fragen du hast, und schreibst sie auf, damit du sie in der Untersuchungssituation nicht vergisst. Es kann sein, dass du bei der körperlichen Untersuchung das Zimmer verlassen musst, wenn deine Freundin nicht ausdrücklich wünscht, dass du dabei bleibst.
Besonders spannend sind die Ultraschalluntersuchungen, die normalerweise dreimal während der Schwangerschaft durchgeführt werden, nämlich im dritten, sechsten und achten Monat. Dort könnt ihr auf dem Bildschirm sehen, wie euer Kind in der Gebärmutter liegt, wie sein Herz schlägt und wie es sich bewegt.
Rauchen schadet dir und deinem Kind – sogar dann, wenn du dich nur in Räumen aufhältst, in denen andere rauchen. Nikotin verengt die Blutgefäße, die bei einem ungeborenen Baby noch winzig klein sind. Wenn der Körper des Babys nicht richtig durchblutet wird, bekommt er zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe. Das Risiko einer Fehlgeburt ist bei Nichtraucherinnen nur halb so hoch wie bei Raucherinnen. Ihre Kinder haben größere Chancen, normal groß und schwer auf die Welt zu kommen, und bekommen seltener Allergien und Infektionskrankheiten. Kinder von nicht rauchenden Eltern sind auch seltener vom sogenannten plötzlichen Kindstod betroffen. Wenn du und dein Partner eurem Baby zuliebe aufs Rauchen verzichtet, tragt ihr viel dazu bei, dass es gesund aufwachsen kann.