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Die Blicke der anderen
Kein Zweifel: wenn du als Jugendliche schwanger bist oder ein kleines Kind bei dir hast, fällst du auf. Die Reaktionen können von Neugier über Verständnislosigkeit bis hin zu Vorwürfen reichen. Hier berichten Mädchen und Frauen, wie sie das erleben und wie sie damit umgehen.
„Einfach nur süß“
„Es kommt vor, dass Leute aus der fünften oder sechsten Klasse zu mir kommen, wenn ich am Kiosk stehe. Dann schubsen sie sich gegenseitig vor, bis sich einer traut zu fragen: “Bist du schwanger? Wie weit bist du denn?"
Kleine Kinder gehen schon offener damit um, und das macht auch Spaß. Einmal sprach mich auf der Toilette ein Mädchen an und wollte wissen, ob ich schwanger sei. Nachher, als ich raus kam, saß sie mit ein paar anderen Mädchen draußen, und als sie mich sah, sagte sie zu den anderen: „Hier das Mädchen, das jetzt rauskommt, das ist schwanger.“ Ich habe sie angesehen und einfach „Hallo“ gesagt. Da hat sie sich geschämt, weil ich sie so direkt angesprochen habe. Aber ich fand das einfach nur süß.
Ich kann die Erfahrung anderer Schwangerer nicht bestätigen, dass man dumme Sprüche zu hören bekommt oder dass zum Beispiel in der Bahn niemand aufsteht. Wenn ich in der Bahn einen Sitzplatz brauche, dann sage ich das entweder, und dann machen die Leute auch gern Platz. Oder ich werde direkt angesprochen, und dann kann ich auch sagen, ob ich sitzen möchte oder nicht.
Ich habe eigentlich überhaupt nicht das Gefühl, dass irgendjemand negativ über mich denkt, weil ich schwanger bin."
Lulu, 20 Jahre
"Meine Freunde fanden es cool"
"In der Schwangerschaft wurde ich manchmal komisch angeguckt in der Stadt. Dass da eine Minderjährige durch die Gegend lief mit so einem Riesenbauch, fanden die Leute offenbar seltsam. Aber meine Freunde fanden es cool. Die Lehrer eigentlich auch. Es gab keinen einzigen, der blöde Sprüche abgelassen hat.
In der Schule haben eigentlich alle hinter mir gestanden. Ich durfte am Ende der Schwangerschaft auch früher nach Hause gehen, und alle waren sehr nett. Meine Klasse hat mir Geschenke gemacht, als ich von der Schule gegangen bin, einen Riesenkarton mit Babysachen. Die waren total lieb."
Natascha, 18 Jahre
"Als wäre ich eine Schwerverbrecherin"
"Es ist so, dass von der Gesellschaft viel Negatives kommt. Wenn ich mit dem Kinderwagen spazieren gehe, gucken mich viele ältere Menschen schief an, als wäre ich eine Schwerverbrecherin. Und das anscheinend nur, weil ich mit einem Kinderwagen unterwegs bin und weil ich jung bin – ich sehe ja auch jung aus. Sie akzeptieren es nicht.
Ich werde ganz oft schief angesehen oder sogar beleidigt auf der Straße, überwiegend von älteren Menschen. Das hat schon in der Schwangerschaft angefangen. Aber ich habe meinen Bauch stolz gezeigt."
Isabelle, 17 Jahre
"Das müssen die uns erst mal nachmachen"
"Ich höre das von manchen Jugendlichen: 'Ach' wie konntest du nur, du bist doch noch blutjung', und so weiter. Aber ich sage ihnen dann: 'Macht mir das erst mal nach. Dann können wir weiterreden.' Ich finde, sie müssten eigentlich Respekt davor zeigen, dass ich mit der Schule wieder angefangen habe, dass ich einkaufen gehe, meinen Haushalt bewältige, dass ich für mein Kind da bin und das alles schaffe. Das müssten die uns erst mal nachmachen, die so eine große Klappe haben."