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Gemeinsam Eltern sein

Der Alltag als kleine Familie kann glücklich und immer wieder auch anstrengend und schwierig sein. Wer sich gut organisiert und auf genügend Freiräume achtet, hat auch in schlechten Zeiten bessere Karten.

© Tony Anderson/Corbis Images

Die vielen verschiedenen Aufgaben, vor denen man als junge Mutter oder junger Vater steht, sind leichter zu bewältigen, wenn man sich die Arbeit teilt und klare Absprachen trifft. Zum Beispiel: „Ich kümmere mich jetzt so lange um das Kind und den Haushalt, bis du deine Ausbildung beendet hast. Und danach bist du für das Kind da, damit ich meine Ausbildung beenden kann.“ Oder: „Wir versuchen beide, die Schule zu schaffen. Für das Kind suchen wir einen Krippenplatz und wechseln uns mit dem Hinbringen, Abholen und der Betreuung ab.“

Eine gute Möglichkeit, die Pflichten und Aufgaben im Alltag aufzuteilen, ist ein gemeinsamer Wochenplan. Damit er funktioniert, muss ihn auch jeder einhalten:

  • Wo, wie und von wem soll das Kind wann betreut werden?
  • Wer bringt es dort hin und holt es ab?
  • Wer kümmert sich um „Papierkram“ und Ämtergänge?
  • Wie lassen sich die Haushaltspflichten gerecht einteilen: einkaufen, kochen, putzen, Wäsche waschen?
  • Wer achtet auf das Geld und den Kontostand?
  • Wann kann jeder auch mal etwas allein unternehmen?
  • Wann gibt es Zeit für euch als Paar?

Es kann immer wieder Gründe geben, warum es nicht klappt, den Plan einzuhalten. Dann hilft gegenseitiges Verständnis und die Bereitschaft, trotzdem weiterzumachen. Wenn sich herausstellt, dass der Plan ungeeignet ist, sollten die Aufgaben neu verteilt werden.

Ein Paar bleiben: Liebe und Sex

Das Elternsein kann euch dermaßen auf Trab halten, dass ihr kaum noch dazu kommt, eure Liebe zueinander zu pflegen. Gerade im ersten Jahr mit Kind bleibt oft auch die Lust auf Sex auf der Strecke. Ständig ist irgendetwas los. Und selbst wenn man es schafft, mal ungestört zu sein, heißt das noch lange nicht, dass dann beide auch Lust auf Sex haben. Das geht den meisten Eltern so.

Wichtig ist, dass ihr im Alltag bewusst Freiräume einplant, um gemeinsam etwas Schönes zu unternehmen. Oder um einfach mal einen ruhigen Abend zu zweit zu verbringen, zum Reden und zum Kuscheln. Wenn es mit dem Sex nicht so recht klappt, braucht es vielleicht noch etwas Zeit und Geduld.

Mehr zum Thema findet ihr unter familienplanung.de.

Sobald ihr wieder miteinander schlafen möchtet, müsst ihr auch wieder an Verhütungsmittel denken. Denn es lässt sich nicht genau vorhersagen, wann eine junge Mutter nach der Geburt ihre erste Periode bekommt und wieder schwanger werden kann. 

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Jedes Elternpaar durchlebt gute, weniger gute und richtig schwierige Zeiten. Es kann zum Beispiel sein, dass ihr enttäuscht seid, weil im Alltag vieles nicht so läuft, wie ihr euch das vorgestellt habt. Bei häufigem Streit und ungelösten Konflikten fühlt man sich meist unverstanden und allein oder glaubt, versagt zu haben. Dann ist die Gefahr groß, sich zu trennen.

Mit Verweigerung und Rückzug zu reagieren, macht meist alles noch schlimmer. Es ist nicht leicht, sich fair zu streiten und die Dinge auch mal mit den Augen des oder der anderen zu sehen. Und die Versuchung ist gelegentlich groß, das Kind im Streit zu benutzen und es gegen die andere Seite auszuspielen. Doch das schadet Kindern sehr. Sie geraten in eine schwierige Situation, denn es liebt und braucht ja euch beide.

Wenn ihr das Gefühl habt, nicht mehr miteinander reden zu können und festzustecken, gebt nicht gleich auf, sondern holt euch Hilfe. Manchmal hilft schon ein offenes Gespräch mit einer guten Freundin oder einem Freund. Viel Verständnis für eure Situation haben meist auch andere Eltern.

Ist niemand zum Reden da, wendet euch an eine Beratungsstelle oder an eine Familienhebamme.

Wenn der vermutliche Vater des Kindes seine Vaterschaft abstreitet, kannst du als Mutter die Feststellung der Vaterschaft durchsetzen. Dabei bietet dir das Jugendamt die sogenannte Beistandschaft an. Damit kann das Jugendamt im Namen deines Kindes die Feststellung der Vaterschaft vor Gericht klären lassen. Die Anerkennung oder Feststellung der Vaterschaft ist nicht nur für die Frage entscheidend, wer für den Kindesunterhalt aufkommen muss. Ein Kind hat ein Recht, zu erfahren, wer sein leiblicher Vater ist. Es nicht zu wissen, kann für ein Kind zu einer seelischen Belastung werden.

Vätern fällt es oft schwerer als Müttern, spontan eine Beziehung zu ihrem Kind zu entwickeln. Während die Frauen neun Monate lang körperlich erlebt haben, wie ihr Kind in ihnen wächst, müssen die Männer nach der Geburt erst „begreifen“, dass sie jetzt Vater sind. Es ist völlig in Ordnung, wenn du dich langsam an dein Vatersein herantastest. Je mehr Aufgaben du übernimmst, umso leichter wird es dir fallen, väterliche Gefühle zu entwickeln. Du kannst das Baby in den Schlaf wiegen oder mit dem Kinderwagen spazieren fahren, du kannst es baden, wickeln und anziehen oder ihm das Fläschchen geben, wenn deine Freundin es nicht stillt. Manche Väter fühlen sich aber erst richtig als Vater, wenn das Kind älter ist und das erste Mal „Papa“ zu ihnen sagt. Wenn du im Kontakt mit dem Baby Angst hast, dass du einen Fehler machst, dann solltest du das nicht für dich behalten. Fast alle Menschen sind erst einmal unsicher im Umgang mit einem Säugling. Aber selbst wenn du dich unsicher fühlst, kannst du mit ihm in Kontakt kommen. Es braucht dich, auch wenn es das noch nicht sagen kann.

Wenn du nach der Geburt deines Kindes nicht gleich intensive „Muttergefühle“ verspürst, musst du dir nicht gleich Sorgen machen. Viele Frauen brauchen erst einmal etwas Erholung und Abstand von der Geburt, um sich auf das Muttersein einlassen zu können. Normal ist auch, wenn du gemischte Gefühle gegenüber deinem Kind hast. Mal hat man sein Kind unendlich lieb, mal geht es einem auch auf die Nerven. Trotzdem kannst du dich verantwortungsvoll um dein Kind kümmern. Es ist von dir abhängig und es gibt eine Menge zu tun, auch wenn es nicht immer Spaß macht und du manchmal schlechte Laune hast. Manchmal kann eine Mutter jedoch auf Dauer keine Liebesgefühle für ihr Kind entwickeln. In einer solchen Situation ist es wichtig, sich dies einzugestehen und anderen mitzuteilen. Manchmal hilft dieses Eingeständnis, einen neuen Kontakt zum Kind zu bekommen, manchmal braucht man aber auch Unterstützung von anderen Menschen. Nimm die Situation ernst und wende dich an andere. Rat und Hilfe bieten Hebammen, Ärztinnen und Ärzte oder eine Schwangerenberatungsstelle.

Stand: 14.07.2010